Eine „polierte Perle“ in der Logistikkette - Hafen Spelle-Venhaus wird für 28 Millionen Euro erweitert – Erster von vier Bauabschnitten abgeschlossen

Beeindruckt vom Hafenausbau zeigte sich eine FDP-Delegation mit Bundestagsmitglied Hans-Michael Goldmann. Bild LT

Spelle. Blau spannt sich die Brücke der Bundesstraße 70 zwischen Rheine und Lingen über den Dortmund-Ems-Kanal (DEK), die täglich 14 000 Kraftfahrzeuge überqueren. Sie gibt den Blick frei auf das an einem Siloturm prangende Emblem der „Hafen Spelle-Venhaus GmbH“. Der Schriftzug trägt die vielversprechende Zukunft nach außen.

„Die Erweiterung des Hafens Spelle-Venhaus ist ein mutiges, aber zukunftweisendes Projekt für die Region und ein Meilenstein für die positive Entwicklung der Samtgemeinde“, betonte Samtgemeindebürgermeister Bernhard Hummeldorf, der bei einem Rundgang eine FDP-Delegation um den Bundestagsabgeordneten Hans-Michael Goldmann über den Stand der Erweiterung informierte. Goldmann zeigte sich beeindruckt: „Es ist imponierend, was die Samtgemeinde im Schulterschluss mit den Unternehmen und dem Landkreis Emsland auf den Weg gebracht hat.“

Es ist noch viel Erde, die bis Ende 2013 bewegt werden muss: Die Erweiterung wird 28 Hektar zusätzliche Fläche, einen Gleisanschluss und mit der Schaffung eines neuen Parallelhafens weitere Umschlagplätze mit sich bringen. Die Gesamtkosten des Ausbaus in vier Bauabschnitten werden sich auf rund 28 Millionen Euro belaufen. Der erste und zweite Abschnitt werden vom Landkreis mit 3,3 Millionen Euro und vom Land Niedersachsen mit 5,5 Millionen Euro gefördert.

Hafen entstand 1899

Das Leuchtturmprojekt Hafen imponiert auch Unternehmen: Von den 16,5 Hektar zusätzlicher Gewerbefläche sind 8,5 Hektar vermarktet. Die Anbindung an Straße, Schiene und Wasser biete optimale Voraussetzungen, so Hummeldorf. Unternehmen hätten die Gelegenheit, unter günstigen Konditionen einen Standort zu erwerben.

Der Hafen entstand im Zuge des Kanalbaus im Jahr 1899 und wurde 1976 erstmals ausgebaut. Eine kleine Maßnahme angesichts des Vorhabens der Samtgemeinde, den Hafen zum logistischen Dreh- und Angelpunkt der Wirtschaftsregion zu machen. „Der südlichste Hafen des Emslands wird eine polierte Perle innerhalb einer glänzenden Kette entlang des Dortmund-Ems-Kanals“, hatte der damalige Erste Kreisrat und heutige Landrat Reinhard Winter bereits im Frühsommer 2011 betont. 2006 hatten die Planungen begonnen, um der Nachfrage nach Gewerbegrundstücken und der Expansion der im Hafen bereits ansässigen Firmen Rechnung zu tragen.

Bevor die Bagger im Mai 2011 rollten, waren langwierige Grundstücksverhandlungen vorangegangen. Mittlerweile ist der erste Abschnitt (Kosten von drei Millionen Euro) abgeschlossen. Er umfasst Erschließungsstraßen, Anlagen zur Fassung des Oberflächenwassers sowie Fäll- und Rodungsmaßnahmen. Die Ersatzaufforstung umfasst 27 Hektar Fläche. Zudem wurde ein 2,6 Hektar großer und geschützter Lebensraum für circa 50 Zauneidechsen geschaffen.

Millionengrenze

Als umweltfreundlich und wirtschaftlichstes Transportmittel im Inlandverkehr gelten die gigantischen Binnenschiffe, ersetzt ein einziges doch bis zu 90 Lkw. 2011 legten rund 500 Binnenschiffe in Venhaus an. Beliefen sich die Umschlagzahlen im Jahr 2004 noch auf 260 000 Tonnen, werden 2012 im Hafen voraussichtlich erstmals 500 000 Tonnen umgeschlagen. Nach dem Ausbau soll im Jahr 2016 die Millionengrenze erreicht werden.

Um das zu erreichen, wird im September der erste Spatenstich zum zweiten Bauabschnitt gesetzt. Er umfasst den Bau einer 720 Meter langen Kaianlage und einer 50 Meter breiten Umschlagfläche. Die Fertigstellung der rund 11,2 Millionen Euro teuren Maßnahme ist im Juli 2013 geplant.

Auf Initiative des Landkreises laufen zudem Planungen zum DEK-Ausbau. Bis Ende 2025 soll die Wasserstraße für Großmotorgüterschiffe durchgängig befahrbar sein. 2020 soll der Hafen Spelle-Venhaus über den Mittellandkanal für große Kähne erreichbar sein. Erreichbarkeit ist auch das Stichwort, wenn es um die Gleisanbindung geht: Im dritten und vierten Abschnitt soll ab Juni 2013 für rund neun Millionen Euro die Bahn kommen, der Stichhafen verlängert und die Suprastruktur aufgebaut werden.

Zurzeit arbeiten rund 200 Menschen im Hafen. Hummeldorf ist überzeugt: „Durch den Ausbau werden bestehende Arbeitsplätze gesichert und weitere geschaffen. Von den positiven Impulsen profitiert die gesamte Region, insbesondere auch die Nachbarkommunen Salzbergen und Rheine.“

Deshalb hoben die Samtgemeinde Spelle, die Gemeinde Salzbergen und der Landkreis die „Entwicklungsgesellschaft interkommunaler Hafen Spelle-Venhaus mbH“ aus der Taufe. Salzbergens Bürgermeister Andreas Kaiser sieht im Hafen einen wichtigen Verkehrsanschlusspunkt: „Bereits heute ist der Hafen in Spelle Hauptumschlagplatz für die Rohstoffanlieferung der Salzbergener Raffinerie. Auch die Salzbergener und Rheinenser Zulieferer der Windkraftbranche haben den Hafen bei zunehmend größeren und schwereren Komponenten entdeckt.“

Die Sorge, dass kurzfristig ein Hafenanschluss links des DEK notwendig werde, um den Unternehmen in Salzbergen-Holsterfeld und Rheine den Zugang zum Kanal zu gewährleisten, habe sich relativiert: „Die Kanalbrücke in Venhaus kann nach neuesten Berechnungen erheblich mehr Gewicht tragen als angenommen.“