Herausforderungen der öffentlichen Wasserversorgung

Von links nach rechts: Ingo Lüttecke (Ratsherr der Gemeinde Langen, Robert Pleus (Vorsitzender Wasser- und Bodenverband Bawinkeler Bach), Jens Beeck (MdB), Reinhold Gels (Geschäftsführer Wasserverband Lingener Land), Arno Esters (Verbandsvorsteher) und Beate Laake (Vorsitzende FDP Emsland).  

Beeck: „Wir überregulieren uns in den Abgrund“

Lingen. Aufgrund der Kleinen Anfrage der FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag an die Bundesregierung mit dem Titel „Leitungswasser vs. Mineralwasser – aktuelle Zahlen“ informierte sich der lokale Bundestagsabgeordnete Jens Beeck (FDP) beim dem im südlichen Emsland für die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung zuständigen Wasserverband Lingener Land. Thema: Die aktuellen Herausforderungen bei der öffentlichen Wasserversorgung. Begleitet wurde Beeck von Robert Pleus (Vorsitzender Wasser- und Bodenverband Bawinkeler Bach), Ingo Lüttecke (Ratsherr der Gemeinde Langen) und Beate Laake (Vorsitzende FDP Emsland). Der Wasserverband mit den Mitgliedern Stadt Lingen (Ems), den Samtgemeinden Freren, Lengerich, Spelle und der Gemeinde Emsbüren wurde vertreten durch den Geschäftsführer Reinhold Gels und Verbandsvorsteher Arno Esters.

Die Bereitstellung von Trinkwasser für die privaten Haushalte und öffentlichen Einrichtungen ist die wichtigste Aufgabe der Wasserversorger. „Sich jedoch nur auf diese Aufgabe zu beschränken, wird dem Umfang der öffentlichen Wasserversorgung nicht gerecht“, erklärte Reinhold Gels. Dies wird am Beispiel des Wasserverbandes Lingener Land deutlich. Seit einigen Jahren verzeichne der Verband einen deutlichen Anstieg des Trinkwasserbedarfs. Dieser Bedarf ist allein mit dem durchaus vorhandenen Anstieg der Bevölkerungszahlen nicht zu erklären. Um die Entwicklung besser beurteilen zu können wurde zunächst eine Bedarfsstruktur geschaffen. Dabei erfolgte eine Einteilung der Kunden in die drei Hauptgruppen: Haushalte und Kleingewerbe (bis 1.000 m³/Jahr), mittelständische Abnehmer (bis 100.000 m³/Jahr) und Großabnehmer (größer 100.000 m³/Jahr). Der wesentliche Anstieg war bei den mittelständischen Kunden zu erkennen.

Die extrem heißen Sommer der letzten 3 Jahren trugen zur Verschärfung des Problems bei. Beim Wasserbedarf muss grundsätzlich zwischen Jahresbedarf und Spitzenbedarf unterschieden werden. Der Spitzenbedarf tritt im Sommer bei Trockenheit und hohen Temperaturen auf. Hier müssen für einen relativ überschaubaren Zeitraum sehr große Wassermengen zur Verfügung stehen. Die technischen Anlagen der Wasserversorger und die dazugehörigen Wasserrechte stoßen laut Wasserverband dabei mehr und mehr an ihre Grenzen. Hierzu erklärte Beeck: „Das öffentliche Wasserversorger durch Gesetze und Bürokratie heute 10 Jahre und ein halbes Dutzend Gutachter brauchen, um  ihrem Auftrag die Trinkwasserversorgung sicher zu stellen erfüllen zu können, ist keinem vernünftig Denkendem mehr zu vermitteln. Deutschland überreguliert sich selbst in den Abgrund“.

Esters und Gels informierten außerdem über aktuelle Themen aus dem Landkreis Emsland. Darunter war auch der Baufortschritt des neuen Trinkwasserbehälters auf dem Langener Windmühlenberg. Das Ziel ist eine Erweiterung des Speichervolumens um 10.000 Kubikmeter. Neben der Speicherung wirken die Trinkwasserbehälter ausgleichend auf den schwankenden Wasserbedarf im Verlauf eines Tages. „Eine besondere Herausforderung stellen die Abendstunden dar, wenn viele Menschen nach Hause kommen, duschen und den Garten bewässern oder vielleicht das Planschbecken für die Kinder neu befüllen“, so Gels. Wobei die Gartenbewässerung laut Verband möglichst nicht mit Trinkwasser erfolgen sollte.