Hilling: Schnelles Abholzen war ein Fehler - Diskussion über Altenlingener Forst hält an

Lingener Tagespost - Lokales

Altenlingen . Das Thema Altenlingener Forst erhitzt weiter die Gemüter. Sehr gut besucht war das Bürgerhaus in Heukamps Tannen am Donnerstagabend. Dorthin hatte die Bürgerinitiative Altenlingener Forst Vertreter der Lingener Parteien zur Positionsbestimmung darüber eingeladen, was mit den abgeholzten Flächen künftig geschehen soll.

Seit über zwei Jahren liegt die Fläche brach, eine gewerbliche Ansiedlung wurde bislang nicht realisiert, konkrete Anfragen sind nicht bekannt.

Moderiert von Marko Schnitker (ev 1 tv), erläuterten CDU-Fraktionsvorsitzender Uwe Hilling, Carsten Primke (SPD), FDP-Fraktionsvorsitzender Jens Beeck, Godula Süßmann (Bündnis 90/Die Grünen), Markus Sievers (Grüne Jugend), Tobias Dankert (Junge Union), An-dreas Kröger (Jusos und SPD-Stadtverbandsvorsitzender) und Volker Becker (Die Bürgernahen) ihre Vorstellungen über die weitere Zukunft des Areals. SPD, Grüne, deren Jugendorganisationen und die Bürgernahen waren sich hier einig: Die Fläche sollte sofort wieder aufgeforstet werden. „Es gibt keine konkreten Interessenten“, sagte Primke.

Hilling rief die Ausgangslage 2009 in Erinnerung, als unterschriftsreife Verträge für eine Betriebsansiedlung dort vorgelegen hätten. „Das schnelle Abholzen war sicherlich ein Fehler“, räumte der Christdemokrat rückblickend ein. Die CDU spreche sich dennoch gegen eine sofortige Wiederaufforstung aus. „Aber wenn sich innerhalb der nächsten fünf Jahre dort nichts tut, müssen wir neu nachdenken“, sagte Hilling. Die Aussage, dass kein weiterer Baum dort gefällt werde, ergänzte der CDU-Ratsherr später mit dem Zusatz „derzeit“, was im Saal Unmutsäußerungen hervorrief.

Die Position der FDP: keine weitere Abholzung und eine Ansiedlung von Betrieben dort nur dann, wenn sie belegen können, dass sie auf exakt diesen Standort angewiesen sind. Ein weiteres Abwarten mache keinen Sinn, zumal im Industriepark Süd genügend Flächen zur Verfügung stünden, meinte Godula Süßmann (Grüne). Auch die geplante Entlastungsstraße durch den Forst werde nicht benötigt. Der Wald in seiner Schutz- und Abschirmungsfunktion für die Bevölkerung und als Ökosystem müsse unbedingt erhalten bleiben.

Becker erklärte für die Bürgernahen, dass über alternative Nutzungsmöglichkeiten für das Gelände nachgedacht werden müsse. Die BN könnten sich dort zum Beispiel Windkraftanlagen vorstellen.

Die andauernde kontroverse Debatte um dieses Thema ist nach Auffassung von Markus Sievers ein Beispiel für mangelnde Bürgerbeteiligung in der Stadt Lingen. Hier gelte es nachzubessern, mahnte der Vertreter der Grünen Jugend an. Tobias Dankert (Junge Union) machte deutlich, dass sich keines der Ratsmitglieder in Lingen, die ja auch Bürger dieser Stadt seien, diese Entscheidungen leicht mache.

Aus den Reihen der Zuhörer kam eine Reihe von Anregungen, zum Beispiel die Idee eines Runden Tisches mit allen Beteiligten. Ein Bürger äußerte die Vermutung, dass bei den Verhandlungen zwischen der Stadt und der Raffinerie als Nutznießer der Erweiterung des Logistikzentrums und beim Grundstückserwerb Fehler gemacht worden seien. Hilling wies diese Darstellung zurück.

Als „Running Gag“ bezeichnete Beeck eine Mutmaßung, Hagedorn sei nur deshalb mit der Fläche in Altenlingen verbunden worden, weil ein Areal im Industriepark Süd für den Bau eines zweiten Kernkraftwerks reserviert werden sollte.

Gerhard Schultz, Sprecher der BI, sprach allen Beteiligten seinen Dank für die rege Diskussion aus. Gleichwohl betonte der Altenlingener, dass er immer noch ein
unwohles Gefühl habe, was die Haltung der CDU zu diesem Thema anbelangt. Er habe den Eindruck, dass von dieser „stets ein Hintertürchen offen gelassen wird und der gesamte Wald wegkommt“.

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