Höherwertige Eigenheime stärker gefragt - Preise für Ackerland gestiegen

Lingener Tagespost - Kreis Emsland
Papenburg. Die Preise für Grundstücke, egal ob bebaut oder nicht, sind im Jahr 2011 im Emsland weiter gestiegen. Besonders kräftig war dies bei den landwirtschaftlichen Grundstücken der Fall. „Die Bodenrichtwerte sind für diese Flächen wiederum sehr stark angehoben worden“, berichten Katrin Kröner, Vorsitzende des Gutachterausschusses für Grundstückswerte Meppen, und ihr Stellvertreter Clemens Rolfes im Gespräch mit unserer Zeitung.
Das ist ein Ergebnis, das der neue „Grundstücksmarktbericht 2012“ zutage gefördert hat. Grundlage für die umfassende Darstellung der Situation sind knapp 4200 Kaufverträge, die im vergangenen Jahr im Emsland abgeschlossen worden sind. Deren Vertragsinhalte summieren sich auf rund 1881 Hektar und einen Geldumsatz von 431 Millionen Euro. Die Verträge erhält der Gutachterausschuss automatisch, und Clemens Rolfes sorgt für deren Auswertung.
Erneut waren es die landwirtschaftlichen Flächen, deren Wert weiter gestiegen ist. „Und die Tendenz ist nach den ersten Erkenntnissen dieses Jahres weiter steigend“, fasst Rolfes die Lage zusammen. Allein in den vergangenen fünf Jahren hätten die Preise um 67 Prozent zugelegt. Die Richtwerte für den Quadratmeter Ackerland liegen aktuell zwischen 3,40 Euro in Lathen und 4,60 Euro in Freren und Lingen. Gezahlte Spitzenpreise lagen sogar um 5,50 Euro. Dabei gilt laut Kröner und Rolfes: „Je größer eine Fläche ist, desto höher ist der Preis.“ Nur leicht angehoben wurden indes die Bodenrichtwerte für forstwirtschaftliche Flächen. Diese liegen jetzt zwischen 1,10 und 1,20 Euro pro Quadratmeter. Insgesamt war im vergangenen Jahr in 77 Fällen Wald Vertragsgegenstand. Dabei reichte die Preisspanne von 0,49 Euro bis 1,71 Euro je Quadratmeter.
Was das Bauland angeht, kommen Rolfes und Kröner zu dem Ergebnis, dass hier die Preise „auf hohem Niveau stagnieren“. Im Schnitt wurden im Emsland 56 Euro pro Quadratmeter überwiesen. Die Spanne reichte von 28 Euro in den Samtgemeinden Sögel und Herzlake bis 119 Euro in der Stadt Lingen. Auffällig ist die Stadt Haren, in der der Durchschnittspreis ein Sprung von 51 Euro im Vorjahr auf jetzt 71 Euro machte. Kröner und Rolfes vermuten dahinter auch die Absicht von Käufern, Geld anzulegen. In aller Regel hätten die Käufer von Bauland allerdings die Absicht, sich ein Haus zu bauen.
Mit ein wenig Erstaunen registrieren die beiden Experten vom Gutachterausschuss, dass trotz der zuletzt wirtschaftlich schwierigen Zeiten weiterhin häufig in Ein- und Zweifamilienhäuser investiert wird. Insgesamt 1161 Verkäufe kamen dem Gutachterausschuss zur Kenntnis. Das sind drei Prozent mehr als im Vorjahr. Besonders auffällig ist nach Darstellung des stellvertretenden Vorsitzenden des Gutachterausschusses, Clemens Rolfes, die Tatsache, dass im Vergleich zum Vorjahr „teurer“ eingekauft worden ist. Besonders die Anteile von Häusern mit einem Preis zwischen 150 000 und 175 000 Euro sowie bis 200 000 Euro hätten zugelegt. Kröner und Rolfes vermuten dahinter auch eine Auswirkung des niedrigen Zinssatzes: „Da wird dann wohl auch ein bisschen hochwertiger eingekauft.“ Deutlich geringeres Interesse an einem Wohnhaus in Deutschland haben wiederum Bürger aus den Niederlanden. Deren Anteil an den 1161 Vertragsabschlüssen liegt bei nur noch neun Prozent. In der Einheitsgemeinde Rhede ist dieser Anteil sogar von im Vorjahr einem Drittel auf null gesunken. Spitzenreiter bleibt hier weiter die Gemeinde Twist, wo in 30 Prozent aller Verträge über den Verkauf von Ein- oder Zweifamilienhäusern auf der Erwerberseite ein Niederländer steht (Vorjahr 45 Prozent).
Weiterhin steil nach oben führt nun schon seit dem Jahr 2007 die Preiskurve für neue Eigentumswohnungen – wie auch deren Beliebtheit. Diese Immobilienart ist im Emsland im vergangenen Jahr insgesamt 522-mal gehandelt worden. Das ist ein Plus von 17 Prozent. In 37 Prozent der Vertragsabschlüsse war deren Gegenstand eine neue Eigentumswohnung. Gezahlt wurden dafür durchschnittlich 1700 bis 1800 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Laut Herbert Rolfes „bildet sich hier der Anstieg der Baukosten ab“. In den Städten Meppen und Lingen hatten die Käufer einer Wohnung im Schnitt rund 137 000 Euro zu berappen.
Der „Grundstücksmarktbericht 2012“ zum Preis von 40 Euro sowie die insgesamt 1300 neuen Bodenrichtwerte für das Emsland und ein Immobilien-Preiskalkulator als kostenpflichtige Angebote sind über die Internetseite www.gag.niedersachsen.de erreichbar. Zudem erstellt der Gutachterausschuss auf Wunsch auch Gutachten über den Verkehrswert beispielsweise von Grundstücken mit oder ohne Bebauung. Nähere Informationen erteilt die Geschäftsstelle des Ausschusses in Meppen unter der Telefonnummer 0 59 31/15 90.