„Ihr habt für schlimmen Unfrieden gesorgt“ - Bürgerinitiative gegen Krematorium in Brögbern kritisiert Parteien in der Stadtratssitzung

Eine knappe Stunde lang trugen Vertreter der Bürgerinitiative gegen das Krematorium in Brögbern im Stadtrat ihre Ansichten vor. Foto: Wilfried Roggendorf

Lingener Tagespost - Lokales

Lingen. Die Gegner eines Krematoriums in Brögbern haben ihre Kritik an dem Vorhaben in der Sitzung des Stadtrates am Donnerstag untermauert. „Ihr habt für einen Unfrieden in Brögbern gesorgt, wie es schlimmer nicht geht“, meinte ein Zuhörer am Ende der knapp einstündigen Einwohnerfragestunde.

In der Geschäftsordnung ist für diese eigentlich nur eine halbe Stunde vorgesehen, doch die reichte bei diesem Thema bei Weitem nicht. Die hinteren Sitzreihen waren alle belegt, weitere Bürger nahmen an den Wänden des Sitzungssaals Platz. Nach wie vor fehle eine sachliche Begründung für die Notwendigkeit einer solchen Einrichtung im Ortsteil, hieß es seitens der Bürgerinitiative. Kritisiert wurde auch die Kommentierung des Themas durch unsere Zeitung.

„Ich bin ein sehr, sehr enttäuschtes Noch-CDU-Parteimitglied“, sagte Kornelia Kölker an die Adresse des CDU-Fraktionsvorsitzenden Uwe Hilling. Welche Argumente hätte die CDU-Stadtratsfraktion erwogen, diesen Standort zu favorisieren und die eigenen Ortsratskollegen zu überstimmen?

Der CDU-Politiker erinnerte an den bisherigen Verfahrensgang, an die Bemühungen seit 2009, ein Grundstück für ein solches Bestattungsangebot zu finden, und auch an das Meinungsbild von CDU und SPD im Ortsrat, die zunächst den Plänen an dieser Stelle zugesprochen hätten. Der Ortsrat habe dann aufgrund des öffentlichen Drucks seine Meinung geändert. Hilling: „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht. Wir können uns nach Abwägung aller Gesichtspunkte ein Krematorium an dieser Stelle vorstellen.“

Dagegen machten die Vertreter der Bürgerinitiative ihre grundsätzliche Ablehnung deutlich. „Wir brauchen da kein Krematorium, weil der Bedarf nicht da ist“, betonte ein Bürger. Ihm entgegnete Oberbürgermeister Dieter Krone, dass der Bedarf nach Feuerbestattungen in Deutschland steige. Auch in der Region gebe es eine solche Nachfrage. Die zunehmende Zahl von Urnenbestattungen könne jeder in der Zeitung nachlesen. Erster Stadtrat Ralf Büring machte deutlich, dass seit 2009/2010 mehrere Standorte in der Stadt untersucht worden seien. Mehrfach seien potenzielle Bewerber und Investoren an die Stadt herangetreten. In Bezug auf den Standort Brögbern verwies der Erste Stadtrat darauf, dass hier der Eigentümer der Fläche und die Investoren auf die Verwaltung zugegangen seien. Diese habe sich dann die Flächen angeschaut. Nun würden die weiteren Verfahrensschritte eingeleitet. Es gebe keine sachlichen Gründe, die dagegen sprächen.

Für die BI machte Christel Pollmann klar, „dass wir auch ein Krematorium light“ nicht mittragen. Diese Bezeichnung hatte Oberbürgermeister Dieter Krone unter Hinweis auf die maximal 1500 Kremationen pro Jahr gewählt. Stadtbaurat Lothar Schreinemacher machte deutlich, dass der Betreiber vertraglich verpflichtet werde, die neueste Filtertechnik für die Einrichtung zu installieren: „Das können und werden wir fordern.“

Konkret gefragt aus der Runde der Bürgerinitiative wurde auch die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Edeltraut Graeßner, welche Argumente sie denn für eine solche Einrichtung vorbringe. Die SPD-Stadtratsfraktion hatte ebenfalls erklärt, dass sie – anders als die Sozialdemokraten im Ortsrat Brögbern – für den Bau eines Krematoriums dort stimmen werde. „Ich halte ein Krematorium für eine wichtige Einrichtung, die wir in unserer Stadt brauchen“, so Graeßner.

Der Planungs- und Bauausschuss der Stadt Lingen wird das Thema in einer seiner nächsten Sitzung im neuen Jahr behandeln.