Inklusion führt auch zu Beschränkungen der Wahlfreiheit

Liberale Fraktion besucht die Pestalozzischule
Lingen (eb) Wenn es um das Thema Inklusion geht, wird immer wieder betont, dass die Eltern selbständig entscheiden können, welche Schule ihr Kind besuchen soll. Gerade im Bereich Lernbehinderung wird diese Wahlfreiheit aber ab Sommer 2013 eingeschränkt. Dies war ein Thema beim Besuch von Jens Beeck und Godula Süßmann von der Liberalen Fraktion in der hiesigen Pestalozzischule.
Ab dem kommenden Sommer werden keine Erstklässler mehr in der Pestalozzischule aufgenommen. Dies setzt sich in den kommenden Jahren mit den Jahrgängen Zwei bis Vier fort. „Damit entfällt für die Eltern die Möglichkeit ihr Kind auf diese besondere Schule zu schicken, wo es in kleinen Klassen mit weniger als zehn Mitschülern gezielt und individuell gefördert wird“, erklären die beiden Kommunalpolitiker.
„Hinzu kommt, dass die Förderschullehrer der Pestalozzischule an den Grundschulen Beratungsaufgaben übernehmen müssen, wobei die einzelnen Fachkräfte pro Woche und Klasse nur für zwei Unterrichtsstunden vor Ort sein werden“, so Beeck und Süßmann. „Das heißt in der Konsequenz aber auch, dass die Kolleginnen und Kollegen an den Grundschulen in der übrigen Zeit zusehen müssen, wie sie alleine klar kommen. Gleichzeitig fehlen die Fachkräfte an der Pestalozzischule.“ Dies verschlechtere automatisch auch die Situation der Kinder, die die Förderschule besuchten.
„Wir halten dies für eine Fehlentwicklung“, urteilen Beeck und Süßmann. „Künftig müssen die kleinen Jungen und Mädchen in die Schule in ihrem Einzugsbereich gehen, auch wenn die Gefahr besteht, dass sie dort in den wesentlich größeren Klassen untergehen.“ Erst ab Klasse 5 könnten sie in die Förderschule wechseln. „Damit werden wesentliche Jahre in der Entwicklung eines Kindes verpasst, um es gezielt zu betreuen und auf seinem Lernweg zu begleiten“, so Süßmann. Hinzu komme, dass die Grundschulen ihrerseits nicht hinreichend auf die neue Situation vorbereitet seien und deutlich zu wenig Unterstützung erhielten.
„So stellen wir uns die Wahlfreiheit für die Eltern nicht vor“, betont Beeck. „Anstatt Förderschulen in ihrem Angebot einzuschränken, wäre es wichtig sie zu stärken. Nur dies garantiert, dass die Inklusion nicht zu Fehlentwicklungen auf Kosten der Kinder, Eltern und Pädagogen führt.“
Zur Wahlfreiheit der Eltern und zur Profilbildung der Schulen gehöre im Übrigen weiter auch die Abschaffung der Schulbezirke. „Eltern und Schüler müssen sich für die Schule entscheiden können, die Ihnen am besten gerecht wird und nicht per Wohnort und Verwaltungsvorschrift zugeteilt werden,“ so Beeck und Süßmann.