Inspirationen kommen von Biennalen und Messen

Lingener Tagespost - Lokales

Lingen. In der Lingener Kunsthalle finden wechselnde Ausstellungen statt. Über die aktuelle Präsentation von Theo Lingen sprach die Direktorin Meike Behm mit unserer Jugendredaktion.
Frau Behm, bis Ende April können wir in Ihrem Haus eine Ausstellung des Künstlers Hans-Peter Feldmann sehen, deren Gegenstand die Person Theo Lingen ist. Wie kommen Sie als Veranstalterin mit solchen Leuten in Kontakt? Bewerben die sich darum, hier ausstellen zu dürfen? Oder ist es umgekehrt?
Behm: Meistens ist es so, dass ich die Künstlerinnen und Künstler kontaktiere und versuche, sie für eine Ausstellung in der Kunsthalle zu gewinnen. Durch meinen bisherigen Lebenslauf, speziell durch meine ehemaligen Wohnorte Frankfurt am Main und Hamburg, ist es gegeben, dass ich zahlreiche heute arbeitende Künstlerinnen und Künstler persönlich kenne. Weiterhin besuche ich viele Ausstellungen, Biennalen und Kunstmessen außerhalb Lingens, um immer auf dem neuesten Stand aktueller Kunstproduktion zu bleiben, und nicht selten lasse ich mich davon zu möglichen Präsentationen in der Kunsthalle inspirieren.
Theo Lingen ist natürlich aufgrund seines Namens für die Stadt Lingen von Interesse. Aber Filme wie „Die Lümmel von der ersten Bank“ pflegen einen Humorstil, der heute nicht mehr angesagt ist. „Comedy“ oder Klamauk der Siebzigerjahre – was ist daran heute noch so bedeutend, dass es einen Gegenwartskünstler zu einer solchen „Installation“ inspiriert?
Behm: Hans-Peter Feldmann interessiert eigentlich weniger der Schauspieler Theo Lingen, der durch seine Klamaukfilme bekannt wurde. Vielmehr wird in der Ausstellung der intellektuelle und politische Mensch Theo Lingen vermittelt, der dann – um seine Frau Marianne Zoff, die Halbjüdin war, vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu schützen – sich auf den Wunsch des Propagandaministers Joseph Goebbels einließ und ihm versprach, nur noch komische Rollen zu spielen. Diese spielte er dann derart übertrieben, dass eine gewisse Distanz dazu zu spüren war. Und diesen privat intellektuell und gebildeten Menschen, der diese bewusste Entscheidung traf und der Regieaufträge annahm, um für die Nazis nicht ständig verfügbar zu sein, thematisiert die Ausstellung in Bild, Film, Musik und Text.
Feldmann komponiert seine Installationen aus Fotos und Objekten des Alltagslebens, die eine „Metawelt“ hinter dem Dargestellten erschließen helfen. So ähnlich heißt es im Ausstellungsprospekt. Wie können die „Rezipienten“, insbesondere die jungen Leute unter ihnen, diese Metawelt erschließen? Wer oder was verhilft ihnen dazu, dies überhaupt „erschließen“ zu wollen?
Behm: Gerade die Ausstellung über Theo Lingen ist sehr einfach zu lesen, und ihre Metawelt – also der politische und intellektuell gebildete Mensch Theo Lingen – erschließt sich aus der reinen Anschauung der präsentierten Fotografien, Texte, dem Archivmaterial und dem kurzen Film. Dabei helfen, diese Metawelt über Theo Lingen sich erschließen zu wollen, tut einerseits persönliche Neugierde und Aufgeschlossenheit, andererseits ein umfangreiches Vermittlungsprogramm, das wir für Jugendliche anbieten. Innerhalb dieses Programms ist es möglich, nach einer Führung durch die Ausstellung selbst gestalterisch tätig zu werden. Hier empfehle ich zum Beispiel den „Schülertreff“. Er findet für Teilnehmer ab 10 Jahren am Freitag, 27. April, von 16 bis 18 Uhr statt und für Jugendliche ab 14 Jahren am Freitag, 20. April, ebenfalls von 16 bis 18 Uhr. Ebenfalls an Jugendliche richtet sich das Angebot „Kunst-Werken“ jeweils donnerstags von 16.45 bis 17.45 Uhr.