Krone hält nichts von einer Sperrstunde

Lingener Tagespost - Lokales

Lingen. Lingens Oberbürgermeister Dieter Krone hält die Einführung einer generellen Sperrstunde um
4 Uhr an den Wochenenden nicht für ein geeignetes Mittel, um gegen Lärmbelästigungen in der Innenstadt anzugehen.

„Das Problem durch Lärmbelästigungen in unserer Innenstadt in den späten Abendstunden ist uns durchaus bekannt“, sagte Krone als Reaktion auf den Artikel „Polizei hofft auf Sperrstunden“ in der Lingener Tagepost vom 26. Februar. Die Einführung einer generellen Sperrstunde befürwortet er dennoch nicht. In Werlte oder Emden seien Sperrstunden eingeführt worden, um einer deutlichen Zunahme von zum Teil schweren Körperverletzungs- und Sachbeschädigungsdelikten entgegenzuwirken. Krone: „In Lingen haben wir es hingegen in erster Linie mit Lärmbelästigungen und Verunreinigungen zu tun. Eine Sperrstunde halte ich hier – unabhängig von der rechtlichen Zulässigkeit einer solchen Maßnahme – nicht für zielführend, da die Grundprobleme nicht gelöst werden.“

Um eine Verbesserung der Situation zu erreichen, habe die Verwaltung deshalb Ende vergangenen Jahres ein gemeinsames Gespräch mit Vertretern der Gastronomiebetriebe und der Polizei initiiert. „Dieses Gespräch war sehr konstruktiv, und es sind verschiedene Lösungsansätze diskutiert worden. So sind unter anderem betriebsübergreifende Hausverbote für Wiederholungstäter, die bereits in verschiedenen Gaststätten auffällig geworden sind, denkbar.“

Vonseiten der Gastronomen sei darüber hinaus auch der Einsatz privater Sicherheitskräfte vorgeschlagen worden. Überdies sei auch eine zeitweise verstärkte Polizeipräsenz in der Innenstadt zur Sprache gekommen. In einer weiteren Gesprächsrunde sollen Krone zufolge im Frühjahr nun weitere Lösungsansätze diskutiert und das künftige Vorgehen abgestimmt werden. „Ich freue mich, dass wir mit den Gastronomen an einem Strang ziehen und gemeinsam die Situation im Sinne der Anlieger verbessern wollen“, sagte der Oberbürgermeister.

Thomas Hövelmann, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Emsland, teilte mit, dass der DRK-Rettungsdienst im vorigen Jahr in den Nächten von Freitag auf Samstag und Samstag auf Sonntag jeweils zwischen 2 und 6.30 Uhr allein 44-mal zu einer Lingener Diskothek gerufen wurde. Hövelmann: „Meine Mitarbeiter haben es in diesen Fällen meistens mit alkoholisierten Menschen zu tun. Es passiert immer wieder, dass die Rettungskräfte verbal und auch körperlich angegriffen werden.“ Hinzu kämen weitere Einsätze im Lingener Stadtgebiet aufgrund übermäßigen Alkoholkonsums beziehungsweise der damit verbundenen Verletzungen.

Hövelmann verwies darauf, dass das DRK in der Lingener Wache zu den genannten Zeiten zwei Rettungswagen mit zwei Besatzungen vorhalte. „Bei anderen Notfällen wie zum Beispiel Herzinfarkten kann es passieren, dass die Betroffenen warten müssen, weil die Rettungswagen wegen der mit Alkohol zusammenhängenden Einsätze gebunden sind.“

Unterdessen haben sich die Jungen Liberalen (JuLis) Ems-Vechte entschieden gegen die von der Polizei geforderte Einführung von Sperrstunden in Lingen und in weiteren Städten und Gemeinden der Region ausgesprochen. „Sperrstunden stellen unbescholtene Bürger unter Generalverdacht“, heißt es in einer Presseerklärung der JuLis.

Das St.-Bonifatius-Hospital verwies in einer Stellungnahme darauf, dass gerade auch an den Wochenenden in den Nächten regelmäßig alkoholisierte und durch Gewaltanwendung verletzte Personen in der Zentralen Notaufnahme behandelt werden. In der Erklärung heißt es: „Die Einführung einer Sperrstunde kann das Grundproblem des Alkoholmissbrauchs letztlich nicht lösen. Ob sich durch eine Sperrstunde die zu behandelnden Patienten insgesamt verringern oder dann in einem anderen Zeitfenster behandelt werden, lässt sich nur mutmaßen.“