Liberale Fraktion begrüßt Inklusion - Verwaltung und Politik stehen aber vor großen Herausforderungen

Lingen
Mit dem Schuljahr 2013/14 wird in Niedersachsen verbindlich an allen schulischen Einrichtungen die so genannte Inklusion eingeführt. Das heißt, anders als bei der Integration müssen sich Menschen mit Behinderung nicht mehr den vorhandenen Systemen anpassen, sondern anders herum müssen sich die Einrichtungen nach den Bedürfnissen den Jungen und Mädchen mit Handicap ausrichten.
„Die Liberale Fraktion begrüßt ausdrücklich diesen längst überfälligen Paradigmenwechsel im Umgang mit Menschen mit Behinderung“, so Fraktionschef, Jens Beeck, und Dr. Godula Süßmann, Mitglied des Schulausschusses. „Gleichzeitig sehen wir aber auch die nicht von der Hand zu weisenden Herausforderungen, die damit auf alle Beteiligten einschließlich Politik und Verwaltung zu kommen. Hier muss noch in kurzer Zeit vieles geregelt werden, damit sich die gute Idee nicht in ihr Gegenteil verkehrt.“
Laut Beeck können nach dem Gesetzentwurf alle Eltern frei wählen, welche Schule ihr Kind besuchen soll: „Das heißt im Klartext, dass alle unsere Grund-, Haupt-, und Realschulen sowohl baulich als auch personell darauf ausgerichtet sein müssen, dass Kinder und Jugendliche mit einer Behinderungen am Unterricht teilnehmen. Auf die Stadt kommen damit nicht nur erhebliche Kosten zu, sondern auch die Zeit für die bauliche Realisierung dürfte sehr knapp werden.“
Ungeklärt ist nach Süßmann auch die personelle Unterstützung für die unterrichtenden Lehrerinnen und Lehrer: „Bisher haben spezielle, sehr aufwendige Studiengänge auf die anspruchsvolle Aufgabe als Lehrer an einer Schule für Kinder mit Förderbedarf vorbereitet. Nun sollen die in den Regelschulen vorhandenen Pädagoginnen und Pädagogen lediglich durch Fortbildung auf ihre neuen Aufgaben vorbereitet werden.“ Außerdem ist eine aus der Sicht der beiden Kommunalpolitiker viel zu knapp bemessene Unterstützung durch qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorgesehen. Diese sollten zudem nicht dauerhaft an einer Schule tätig sein, sondern nur punktuell Hilfestellung leisten. „Dies dürfte kaum ausreichen“, meint Süßmann.
Insgesamt befürchten Beeck und Süßmann, dass nicht nur die Kinder mit Behinderung durch dieses bisher noch nicht zu Ende gedachte Konzept Nachteile erleiden können. „Wir müssen auch an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Schulen denken sowie an die Kinder ohne Behinderung. Auch sie haben ein Anrecht auf eine umfassende und individuelle Betreuung, deren Umsetzung noch nicht gewährleistet erscheint.“