Lingen sucht einen neuen Stadtbaurat - Stelle von Georg Lisiecki wird ausgeschrieben

Lingener Tagespost - Lokales

pe Lingen. Die Stadt Lingen steht im Baudezernat vor einem personellen Neuanfang. Die Stelle von Dezernent Georg Lisiecki, dessen Amtszeit am 14. Oktober ausläuft, wird neu ausgeschrieben. Außerdem wird im Frühsommer Planungsamtsleiter Peter Krämer die Stadt Richtung Bremen verlassen.

Dies erklärte Oberbürgermeister Dieter Krone gestern in einem Gespräch mit unserer Zeitung. Krone hatte den Verwaltungsausschuss am Mittwochabend über seinen Vorschlag informiert, die Stelle des Stadtbaurates öffentlich auszuschreiben. Darüber entscheidet der Rat in seiner Sitzung am 14. März.

Lisiecki übt diese Funktion als Beamter auf Zeit seit dem Jahr 2005 aus. Vor acht Jahren hatte er die Nachfolge von Christian Schowe angetreten, der eine neue Aufgabe in Münster übernahm.

Beamte auf Zeit werden auf Vorschlag des Oberbürgermeisters gewählt bzw. wiedergewählt. Das niedersächsische Kommunalverfassungsgesetz schreibt vor, dass solche Stellen grundsätzlich auszuschreiben sind, es sei denn, der Rat beabsichtigt im Einvernehmen mit dem Oberbürgermeister, den bisherigen Stelleninhaber für weitere acht Jahre zu bestätigen. Dies ist im Falle des Ersten Stadtrates Ralf Büring im September letzten Jahres geschehen. Ihn hatte Krone zur Wiederwahl vorgeschlagen.

„Georg Lisiecki hat sich in den vergangenen Jahren zum Wohle der Stadt engagiert und eingesetzt. Dafür möchte ich ihm ausdrücklich im Namen des Rates und der Verwaltung, aber auch ganz persönlich, meinen herzlichen Dank aussprechen“, sagte Krone. Lisiecki habe in den vergangenen acht Jahren eine Vielzahl stadtprägender Projekte aktiv begleitet und umgesetzt, betonte der Oberbürgermeister. Krone nannte in diesem Zusammenhang unter anderem das neue Hochschulgebäude an der Kaiserstraße, den Radwegetunnel unter die Bahn, den Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) und das neue Wohnbaugebiet Emsauenpark in Reuschberge.

Die Zusammenarbeit mit Lisiecki sei gut und von fachlicher Kompetenz getragen, so Krone weiter. „Im Sinne eines Neuanfangs und einer Neuausrichtung ergibt sich jetzt für die Stadt die Chance, neue Akzente in eine langfristige Stadtentwicklung zu setzen.“

In dem Gespräch wies der Oberbürgermeister gleichzeitig darauf hin, dass Planungsamtsleiter Peter Krämer ein Angebot der Hansestadt Bremen angenommen habe und dort das Referat Stadtentwicklung und Raumordnung übernehmen werde. Krämer werde die neue Stelle im Frühsommer antreten. „Ich bedaure das, kann es aber nachvollziehen, weil es für Peter Krämer einen Karrieresprung bedeutet“, sagte, Krone.

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Kommentar

Durchwachsene Bilanz

Neue Akzente in der Stadtentwicklung möchte Lingens Oberbürgermeister Dieter Krone mit einem anderen Stadtbaurat im Rathaus verbinden. Wäre es anders, hätte der Verwaltungschef Amtsinhaber Georg Lisiecki direkt zur Wiederwahl vorgeschlagen, so wie er es im Herbst 2012 beim Ersten Stadtrat Ralf Büring gemacht hat.

Ob Lisiecki bei der Abstimmung im Stadtrat durchgefallen wäre, ist eine rein spekulative Frage. Sie mit einem einfachen Ja oder Nein zu beantworten ist ebenso schwierig, wie eine Bilanz der Arbeit des 60-Jährigen zu ziehen.

Am Stadtbaurat, fachlich versiert, aber als Oldenburger Pendler in Lingen nicht verwurzelt, haben sich in den vergangenen acht Jahren viele Kommunalpolitiker gerieben. Das Hickhack um die Standortsuche für die Arena, Ärger mit überschrittenen Baugrenzen wie beim Ärztehaus Medicus Wesken oder Zwist mit Nachbarkommunen in Planungsfragen sind Beispiele, die mit Lisiecki in Verbindung gebracht werden. Immer zu Recht?

Sicher nicht, denn der Stadtbaurat hat mitunter auch den Kopf für Entscheidungen hinhalten müssen, die er nicht zu verantworten hatte. Und richtig ist auch, dass im Stadtplanungsamt des Rathauses unter seiner Leitung in der Vergangenheit mit wenig Personal viele Projekte gestemmt worden sind. Sie stehen heute städtischen Hochglanzbroschüren gut zu Gesicht, wie die mit einem Architektenpreis versehene Unterführung am Bahnhof, der Emsauenpark und der Campus Lingen. Georg Lisiecki mag sich deshalb eine andere Entscheidung des Oberbürgermeisters gewünscht haben, muss aber der Stadt dennoch nicht mit einem schlechten Gefühl den Rücken keh ren. Gespannt sein darf man auf das Ergebnis der öffentlichen Ausschreibung. Zahl und Qualität der Bewerber geben auch Aufschluss darüber, wie anziehend die Stadt auf Auswärtige wirkt und welche Gestaltungskraft ihr zugetraut wird.