NPD flüchtet vom Marktplatz - Kundgebung der Rechten geht im Konzert der Trillerpfeifen unter

Lingener Tagespost - Lokales
Lingen. Am Ende war es nur noch eine Flucht. Nach rund 90 Minuten hieß es für die NDP am Freitagnachmittag, unter den gellenden Pfiffen der weit mehr als 500 Gegendemonstranten und „Nazis raus“-Rufen: bloß weg von diesem Lingener Marktplatz.
Schon eine Stunde vor Kundgebungsbeginn, der für 15 Uhr genehmigt war, hatte man in der Stadt das Gefühl, als warteten die Lingener
nur darauf, ihrem Unmut und ihrer Wut über das Gedankengut der NPD Luft zu verschaffen.
13.00 Uhr: Kreativer Protest: BN-Ratsherr Robert Koop hat in der Bauertanzstraße und der Burgstraße zwei große Container aufstellen lassen. Er musste seine Geschäftsräume „entrümpeln“. Folge: Über diese Zufahrten kommt zeitweise kein Lkw auf den Marktplatz.
14.40 Uhr: Die ersten Gegendemonstranten treffen über die Marienstraße auf dem Marktplatz ein, und nur fünf Minuten später fährt der NPD-Laster, eskortiert von der Polizei über die Schlachterstraße in Richtung Marktplatz. Sie kommen aber nicht weit, weil auf Höhe der Fielmann-Filiale eine Sitzblockade die Weiterfahrt verhindert. Die Rechtsradikalen verlassen ihre Fahrzeuge und stehen den Gegendemonstranten direkt gegenüber. Es dauert nur Sekunden, bis rund 15 Leute beider Seiten in eine handfeste Schlägerei verwickelt sind. Wiederum nur einige Sekunden später trennt die Polizei die auf sich einprügelnden Demonstranten. Die Hundestaffel kommt zum Einsatz – die in der Luft liegende Eskalation der Veranstaltung wird eingedämmt.
14.55 Uhr: Der Marktplatz füllt sich von Minute zu Minute – Vertreter von Parteien und Verbänden, Mitglieder des Rates und aus der Verwaltung sowie die Bürger der Stadt geben den Rechten keinen Zentimeter Platz – „bis hierhin und nicht weiter“ kann man in ihren Gesichtern lesen, während der
7,5-Tonner immer weiter eingekreist wird.
Die Rechten haben keine Möglichkeit, ihre Lautsprecheranlage vor dem Fahrzeug aufzubauen und müssen auf das Dach ihres Lastkraftwagens ausweichen – und alles unter dem fast ohrenbetäubenden Protest der Gegendemonstranten.
15.05 Uhr: Die NPD beginnt mit ihrer Kundgebung, und die Stimmung auf dem Marktplatz wird aggressiver. Die Polizisten in der ersten Reihe setzen ihre Helme auf, um die Rechtsextremisten zu schützen – es wird lauter und enger für die NPD. Der Marktplatz füllt sich immer weiter und damit einhergehend auch die Rufe: „Nazis raus aus unserer Stadt.“ Die Parolen der Nationaldemokraten werden übertönt durch das vielstimmige Konzert unzähliger Trillerpfeifen und Tröten.
15.50 Uhr: Der Spuk hat ein Ende. Eiligen Schrittes bauen die Rechtsextremen ihr Equipment ab und verstauen alles sehr schnell in ihrem Laster. Und sie tun auch gut daran. Noch einmal bekommen sie ungefiltert die Wut derjenigen zu hören, die sich gegen das menschenverachtende Gedankengut der Rechten stellen.
Begleitet wird der „Abmarsch“ wiederum durch die Polizei, die auch zum Schluss noch ein kleineres Handgemenge schlichten muss. Über die Große Straße ging es für die NPD dann weiter zur nächsten Kundgebung …