Schlachthof Lingen vor Aus?

Lingener Tagespost - Landkreis Emsland

Lingen. Die 268 Mitarbeiter des Lingener Schlachthofes haben es schon länger befürchtet – am Mittwochmorgen wird es Gewissheit: Die Geschäftsführung des Betreibers Vion informiert Betriebsrat und Belegschaft über das endgültige Aus. Das nehmen der Landkreis und die Stadt nicht hin und kündigen Rechtsmittel gegen die Entscheidung an.
„Spätestens am 30. April wird dort das letzte Tier geschlachtet“, so Heinz Schweer vom Management der Vion Food Group, die den Betrieb 2000 gekauft hat. Schweer führt wirtschaftliche Gründe für das Ende des Schlachthofes an (siehe auch Wirtschaft
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), der zu 90 Prozent von Landwirten aus dem Emsland und der Grafschaft Bentheim angefahren wird.

Der Schlachthof wird vom „Zweckverband Fleischzentrum Emsland“ betrieben, an dem neben Vion auch die Stadt Lingen und der Landkreis Emsland beteiligt sind. Damit sollte sichergestellt werden, dass auch Metzger direkt dort schlachten lassen konnten. „Es gab seit 2002 keine öffentliche Schlachtung mehr“, erklärt Schweer.

Die Stadt Lingen und der Landkreis Emsland reagieren in einer ersten gemeinsamen Stellungnahme. „Wir haben von der beabsichtigten Schließung überraschend aus der Presse erfahren“, erklären Landrat Reinhard Winter und Lingens Oberbürgermeister Dieter Krone. Zwar habe es vor einigen Monaten erste Gespräche zwischen den Anteilseignern des Zweckverbandes gegeben, in denen Vion angegeben habe, wegen der nicht mehr gegebenen Wirtschaftlichkeit den Schlachthof aufgeben zu wollen. Eine solche Ausstiegsklausel sehe der Vertrag über den Zweckverband zwar vor, aber das von Vion eingereichte Gutachten, das die mangelnde Rentabilität des Schlachthofes belegen solle, sei einer externen Wirtschaftskanzlei zur Prüfung übergeben worden.

„Eine solche Mitteilung zu veröffentlichen, ohne den Landkreis und die Stadt über diesen Schritt zu informieren, ist absolut inakzeptabel und als Akt der Unverfrorenheit zu werten“, äußern sich Winter und Krone zur jetzt angekündigten Schließung.

Die Betriebsratsvorsitzende Marion Migos zeigt sich auf Nachfrage unserer Zeitung durch die Ankündigung von Vios erschüttert. „Das ist eine ganz traurige Nachricht. Wir werden jetzt versuchen, das Beste aus der Situation zu machen.“ Die Entwicklung bleibe spannend. Migos hofft noch auf die angekündigten rechtlichen Schritte von Stadt und Landkreis. „Es ist noch offen.“ Im Schlachthof gibt es 104 fest angestellte Mitarbeiter, darunter 19, überwiegend in der Hygieneaufsicht eingesetzte Beschäftigte der Stadt Lingen. Weitere 164 mit Werkverträgen Beschäftigte kommen überwiegend aus Polen und Rumänien. Der Lingener Oberbürgermeister Krone sorgt sich um die Mitarbeiter, seien es städtische, Beschäftigte von Vion oder solche mit Werkverträgen. „Deren Ängste sind erheblich“, erklärt er nach einem Gespräch mit Beschäftigten. „Die Stimmung ist sehr angespannt.“

Für die Landwirte in der Umgebung hätte die Schließung zur Folge, dass sie ihre Schweine zum Schlachten jetzt in weiter entfernte Schlachthöfe, beispielsweise nach Sögel oder Emstek, transportieren müssten. „Wir bedauern die angekündigte Schließung des Schlachthofes in Lingen“, sagt Lambert Hurink, Hauptgeschäftsführer des emsländischen Landvolkes. Aus Wirtschafts- und Tierschutzgründen hätten die kurzen Transportwege eindeutige Vorteile geboten.