Schulvielfalt in Lingen als Ziel - Büring: Wenn wir nicht handeln, sind beide Standorte gefährdet

Nebeneinander saßen Dieter Paul und Volker Lessing, Leiter der Friedens- und Gebrüder-Grimm-Schule, in der Sitzung des Schulausschusses. Ein Bild mit Symbolkraft. Die beiden Pädagogen werden gut zusammenarbeiten müssen, wollen die zwei städtischen Schulzentren nicht zwischen den anderen weiterführenden Schulangeboten in Lingen zerrieben werden.

Lingener Tagespost - Lokales vom 14.11.2012

Lingen. Nebeneinander saßen Dieter Paul und Volker Lessing, Leiter der Friedens- und Gebrüder-Grimm-Schule, in der Sitzung des Schulausschusses. Ein Bild mit Symbolkraft. Die beiden Pädagogen werden gut zusammenarbeiten müssen, wollen die zwei städtischen Schulzentren nicht zwischen den anderen weiterführenden Schulangeboten in Lingen zerrieben werden.
Das ist nämlich vor dem Hintergrund sinkender Schülerzahlen und dem Anmeldeverhalten der Eltern die Befürchtung der Stadtverwaltung. Intensiv hatten sie und die Vertreter des Schulausschusses und über 60 Eltern, Lehrer und weitere Interessierte am Montagabend im Ratssitzungssaal über die Zukunft der beiden Schulzentren diskutiert.
Dass Handlungsbedarf besteht, wurde mit Zahlen untermauert. Über 1600 Jungen und Mädchen besuchten vor zehn Jahren beide Schulzentren. Heute sind es in der Friedensschule noch 524 und in der Gebrüder-Grimm-Schule 322. Erster Stadtrat Ralf Büring verwies darauf, dass von den 480 Kindern, die dieses Jahr in Lingen in die fünften Klassen gekommen seien, 46 Prozent zu den Gymnasien wechselten, 18 Prozent auf die Gesamtschule, 15 Prozent auf die Marienschule, die als Oberschule geführt werde, 13 Prozent auf die Friedens- und acht Prozent auf die Gebrüder-Grimm-Schule. Zentrales Anliegen der Stadt ist es den Worten von Büring und von Oberbürgermeister Dieter Krone zufolge, das breit gefächerte Schulangebot in Lingen zu erhalten. Beide attestierten den städtischen Schulzentren gute, pädagogische Arbeit. Er habe immer für den Erhalt der Gebrüder-Grimm-Schule gekämpft, betonte Büring. „Wenn wir aber jetzt nicht handeln, gefährden wir beide Standorte“, begründete er den Vorschlag der Verwaltung, künftig nur noch mit einem Schulzentrum in den Bildungs-Wettbewerb zu gehen.
Dass dieses eine Zentrum die Friedensschule werden soll, hatte die Verwaltung Mitte Oktober vorgeschlagen. Dieter Paul, Leiter der Schule, hatte deshalb keinen leichten Stand im Saal, wie anhand der Reaktionen aus den Zuschauerreihen zu vernehmen war. Paul, der als Leiter der Hauptschule Am Wall Anfang der 90er-Jahre selbst einmal gezwungen wurde, den Schlüssel der eigenen Schule umzudrehen, blieb ruhig und in der Sache kompetent.

Tempo in der Kritik
Die Profilbildung an der Haupt- und Realschule setze eine bestimmte Schulgröße voraus, wies er auf den Zusammenhang von Schülerzahlen und unterrichtlichen Qualitätsmerkmalen hin. Wenn jetzt nicht gehandelt werde, würden beide städtischen Schulzentren „einen langsamen Tod sterben“. Natürlich verwunderte es nicht, dass sein Amtskollege Volker Lessing für den Erhalt des Standortes an der Elsterstraße warb. Lessing verwies insbesondere auf die kleinen Klassen der Schulen als lernförderndes Element.
Das Tempo der Entscheidung kritisierten SPD, Bürgernahe, Grüne und die Liberale Fraktion. Margitta Hüsken monierte für die SPD, dass Angebotsschulen wie die Marienschule den städtischen Schulen das Wasser abgraben und der Verwaltung keine andere Antwort einfalle, als die Schließung eines ihrer Schulzentren einzuleiten. Peter Supritz sprach für die Grünen von einer „überhasteten Eile“.
Sie sei „sauer und richtig wütend“, meinte eine Mutter, die ein Kind auf der Gebrüder-Grimm-Schule hat. Andere sprachen von einer künftigen „Geisterschule“ mit immer weniger Schülern.

Lingener Tagespost - Lokales vom 13.11.2012

Schullandschaft in Lingen wird sich verändern
Debatte über Zukunft der Friedens- und Gebrüder-Grimm-Schule

Lingen. Nach über drei Stunden war kurz vor 19.30 Uhr am Montagabend Schluss im Sitzungssaal der Stadt Lingen. Intensiv hatten Vertreter der Verwaltung, des Schulausschusses, Eltern und Lehrer über die Zukunft der städtischen Schulzentren Gebrüder-Grimm- und Friedensschule debattiert.
Am Ende ohne konkretes Ergebnis, das auch nicht vorgesehen war, handelte es sich doch in erster Linie um einen Sachstandsbericht der Verwaltung. Eine Entscheidung darüber, ob die Stadt künftig nur mit einer Haupt- und Realschule als Schulzentrum in den Wettbewerb mit den anderen weiterführenden Schulen in Lingen geht, fällt im Dezember.
Sinkende Schülerzahlen und das Auswahlverhalten auf der Basis des freien Elternwillens zwingen die Verwaltung nach Angaben von Erster Stadtrat Ralf Büring zum Handeln. Als Schulträger spricht sie sich für die Aufhebung eines Schulzentrums aus mit der Konsequenz, dass dort ab 2013 keine fünften Klassen mehr aufgenommen werden.
Heinz Tellmann erklärte für die CDU, dass bei einer Zusammenlegung beider Schulzentren die qualitativ hochwertige Arbeit in Wahlpflichtkursen etc. gewährleistet sei. „Wir haben dann ein Schulzentrum, das sich auf Augenhöhe mit der Marienschule und der Gesamtschule befindet.“ Für die Liberale Fraktion kritisierte Godula Süßmann die Informationspolitik der Verwaltung. Die Politik hätte gerne eine Vorab-Info gehabt. Sie plädierte dafür, der Gebrüder-Grimm-Schule etwas mehr Zeit zu lassen. Ähnlich äußerte sich auch Margitta Hüsken für die SPD.
In einem Interview mit der LT hatten Krone und Büring vorgeschlagen, den Standort Elsterstraße schrittweise auslaufen zu lassen. Genau dies hielten ihnen mehrere Eltern der Gebrüder-Grimm-Schule vor. Mit dieser Vorfestlegung hätten sie der Schule Schaden zugefügt.
Am 28. November findet eine Infoveranstaltung für alle Eltern künftiger Sek.-I-Schüler statt (weiterer Bericht zum Thema am Mittwoch).