Was wünschen sich Lingener Jugendliche? Umfrageergebnisse im Ratsausschuss vorgestellt

Lingener Tagespost - Lokales
Lingen. 902 Schüler haben an einer von der Stadt Lingen und der Hochschule durchgeführten Befragung teilgenommen. Die Ergebnisse präsentierten Birte Eilermann und Frank Wesendrup vom Fachdienst Jugendarbeit am Mittwoch im Jugendhilfeausschuss.
Die Schülerbefragung war unter Leitung von Prof. Dr. Thomas Steinkamp durch die Studierenden Andrea Diekmann, Fabian Niemand und Sabine Raming im Rahmen ihrer Bachelorarbeit im Fach Kommunikationsmanagement konzipiert und ausgewertet worden. Die an allen weiterführenden Schulen der Stadt stichprobenartig durchgeführte Umfrage erfasst etwa 24,5 Prozent aller Lingener Jugendlichen im Alter von 13 bis 18 Jahren. Die Befragung gliedert sich in die fünf Themenkomplexe persönlicher Hintergrund, Freizeitverhalten, Medienverhalten, Wertevorstellungen und finanzielle Situation.
Die Frage nach der Anzahl der Geschwister ergab ein aus Sicht der Stadt erfreuliches Ergebnis. „In Lingen leben im Schnitt 2,84 Kinder in einer Familie. Deutschlandweit lag dieser Wert 2009 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes bei 1,39,“ freute sich Wesendrup. 77,1 Prozent der Befragten lebten mit Vater und Mutter gemeinsam in einer Familie.
Dass die Jugendlichen die meiste Freizeit am Wochenende haben, ist ein nicht besonders überraschendes Ergebnis der Befragung. Auch die Feststellung, dass das am häufigsten genutzte Verkehrsmittel für 75,4 Prozent der Befragten das Fahrrad ist, war vorhersehbar.
Interessanter ist, dass 86,7 Prozent der befragten Jugendlichen angaben, Sport zu treiben. Weit über die Hälfte (56,4 Prozent) der Jugendlichen ist Mitglied in einem Sportverein. Bei den Sportarten führt Joggen (34,8 Prozent) vor Fußball (34,2) sowie Kraft- und Fitnesssport (26) die Beliebtheitsskala an.
Die bevorzugte Informationsquelle der Jugendlichen sind Freunde und Bekannte. Fast 90 Prozent der Befragten erfahren so, was in Lingen los ist. Die Zeitung liegt hier mit 39,3 Prozent nur knapp hinter Online Communities (40,4), jedoch deutlich vor Webseiten (27,7). Die durchschnittliche tägliche Verweildauer der Jugendlichen im Internet beträgt 2,5 Stunden. Am Wochenende gibt es hier einen deutlichen Unterschied zwischen weiblichen und männlichen Befragten. Während 52,5 Prozent der Mädchen mehr als zwei Stunden das Internet nutzen, beträgt dieser Anteil bei den Jungen 69,3 Prozent.
Bei den Tätigkeiten im Internet sind Online-Communities am beliebtesten (94,2 Prozent), dicht gefolgt von Chats (91,1). Musik hören (84,9) bzw. Videos schauen (82,3) stehen ebenfalls hoch im Kurs. Beispielsweise für die Schule arbeiten (72,3 Prozent) bzw. sich allgemein informieren (59,2) im Internet ist hingegen bei deutlich weniger Jugendlichen angesagt.
Gute Freunde, Treue, Familie und Bildung sind Werte, die im Durchschnitt von den Befragten als wichtig eingestuft wurden. „Umweltbewusstes Verhalten“ hingegen erreichte nur ein „Teils-teils“ mit Tendenz zur Einstufung als weniger wichtig. Als solches betrachten die Befragten den Wert „Religion und Kirche“.
40 Prozent der Teilnehmer an der Befragung äußerten Anregungen: Die mit Abstand meisten davon (25,4 Prozent) bezogen sich auf das Themengebiet Sport.
Die Stadt möchte die Ergebnisse zur Überarbeitung der Konzeption der offenen Kinder- und Jugendarbeit nutzen sowie eine bedarfsorientierte Überprüfung der bisherigen Angebote vornehmen. Dabei sollen die Jugendlichen an den Planungen beteiligt werden. Auf Nachfrage von Ausschussmitglied Fabian Rode (CDU), des jüngsten Lingener Ratsmitglieds, erklärte Günter Schnieders, Fachbereichsleiter Jugend, Arbeit und Soziales der Stadt Lingen: „Wir beabsichtigen eine Wiederholung der Umfrage.“
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Teilhaushalt Jugend mit jährlichem Defizit
Hohe laufende Aufwendungen für die Kindertagesstätten
wrog Lingen. Auf seiner ersten Sitzung nach der Kommunalwahl im September 2011 hat der Jugendhilfeausschuss der Stadt Lingen beschlossen, die Sanierung und den Umbau der Kindertagesstätte St. Elisabeth in Altenlingen mit 749 450 Euro zu unterstützen.
„Laut einem ursprünglichen Beschluss hätte der städtische Anteil nur 742 500 Euro betragen“, erläuterte Günter Schnieders, Fachbereichsleiter Jugend, Arbeit und Soziales der Stadt, den Ausschussmitgliedern. Horst Flachmann vom zuständigen Fachdienst Jugendarbeit begründete die Erhöhung des Zuschusses mit der enormen Steigerung der Baukosten im Verlauf des letzten Jahres. Die Gesamtkosten der Maßnahme seien von den veranschlagten 1,25 auf 1,45 Millionen Euro gestiegen. Neben der Stadt beteiligt sich der Landkreis Emsland mit circa 350 000 Euro und das Bistum Osnabrück mit etwa 250 000 Euro an der Finanzierung.
Für die Einrichtung eines Mehrzweckraums an der Kindertagesstätte Christ König in Darme empfahl der Ausschuss, einen Zuschuss von 41 525 Euro zu den Gesamtkosten von 66 500 Euro zu gewähren.
Weiter stimmte der Ausschuss auch über den „Teilhaushalt Jugend“ im Haushaltsjahr 2012 einschließlich der mittelfristigen Ergebnis- und Finanzplanung ab. Der erstmals in doppelter Buchführung erstellte Plan sieht Erträge von circa 8,3 Millionen Euro vor, denen Aufwendungen von etwa 12,8 Millionen Euro gegenüberstehen.
Enthaltung von den BN
Auch in den Folgejahren wird der „Teilhaushalt Jugend“ den Planungen nach mit einem Minus von ungefähr 4,5 Millionen Euro schließen. Hauptkostenpunkt sind die laufenden Aufwendungen für den Unterhalt zum Beispiel der Kindertagesstätten in der Stadt. Investitionen sind in dem sogenannten Ergebnishaushalt nicht berücksichtigt. Bei der Abstimmung enthielten sich die Vertreter der Bürgernahen (BN) im Ausschuss ebenso wie die der SPD. Beide Parteien begründeten dies mit weiterem Informationsbedarf.
Im Bericht der Verwaltung wies Schnieders auf die Anlaufstelle für die Beratung von ehemaligen Heimkindern hin. „Es ist Aufgabe der Stadt Lingen, unbürokratisch Hilfe zu leisten“, erläuterte der Fachbereichsleiter die von Horst Flachmann wahrgenommene Aufgabe. Schnieders teilte mit, dass die in der Jugendpflege tätige Sozialarbeiterin Medina Atalan am 1. März zur Stadt Rheine wechseln wird.
Ausschussvorsitzender Björn Roth (CDU) bat Schnieders, Atalan den Dank für ihre Arbeit und die besten Wünsche auszurichten. Roth leitete zum ersten Mal eine Sitzung des Jugendhilfeausschusses der Stadt. In der letzten Legislaturperiode hatte Swenna Vennegerts den Vorsitz inne. „Ich trete in große Fußstapfen, die nicht direkt zu füllen sind“, äußerte sich Roth anerkennend über die Arbeit seiner Vorgängerin. Zugleich begrüßte er 16 zugewählte sachkundige Personen im Ausschuss.