Willigmann: Umgang in der SPD auf dem Tiefpunkt

Ratsherr aus Damaschke wirft nach Wiedorn und Supritz ebenfalls das Handtuch
Lingener Tagespost vom 04.06.2011
Lingen. Heinz Willigmann ist gelernter Elektriker, kennt sich mit Strippenziehen aus. Aber mit solchen Strippenziehern, die derzeit nach seiner Darstellung innerhalb der Lingener SPD den Ton angeben, will der 70-jährige Ratsherr der Sozialdemokraten nichts mehr zu tun haben.
„Der Umgang miteinander ist auf dem Tiefpunkt“, sagte Willigmann am Freitag in einem Gespräch mit unserer Zeitung. Er kündigte an, bei den Kommunalwahlen am 11. September nicht mehr für den Lingener Stadtrat zu kandidieren. „Ich werde auch den Ortsverein Lingen am Ende meiner Ratsarbeit verlassen, mein SPD-Parteibuch aber weiterhin behalten“, betonte der Sozialdemokrat.
Damit wirft innerhalb weniger Tage der zweite langjährige Kommunalpolitiker der Lingener SPD das Handtuch. Zuvor hatte der SPD-Fraktionsvorsitzende Hajo Wiedorn erklärt, nicht mehr erneut zu kandidieren und dies mit der „Arbeit aus dem Untergrund“ begründet, die gegen ihn betrieben worden sei. Außerdem kündigte Ratsherr Peter Supritz bis zum Ende der Legislaturperiode seinen Wechsel zu den Grünen an.
Wiedorn war vom Parteivorstand nur noch der siebte Platz auf der Wahlliste angeboten worden. Willigmann sollte auf dem fünften Platz stehen. „Damit hätte ich auch leben können“, sagte der SPD-Politiker. Es sei sicherlich sinnvoll, auch jüngere Kandidaten für die Kommunalwahl zu gewinnen, wobei sich dies derzeit sehr schwierig gestalte. „Viele Plätze werden mit ,jüngeren’ Alten besetzt, weil man gar nicht genug junge Leute hat“, sagte Willigmann. Erbost habe ihn aber etwas anderes. Aus dem näheren Umfeld der SPD sei es zu gezielten Veröffentlichungen gegen ältere Parteimitglieder gekommen. „Diese Hatz gegen gestandene Kommunalpolitiker, die jahrelang gute Oppositionspolitik gemacht haben, ist unerträglich“.
Als zweiten Grund für seine Entscheidung nannte Willigmann den Umgang mit dem bisherigen Vorsitzenden Jürgen Schonhoff, der im März zurückgetreten war. Er und seine Stellvertreter seien bei der Wahl für eine Delegiertenversammlung abgestraft worden, obwohl „Jürgen Schonhoff der fleißigste Vorsitzende in meiner langen Parteizugehörigkeit war“. Willigmann ist seit 1982 Mitglied der SPD.
Für ihn sei es ein „Trauerspiel“, was derzeit in der SPD stattfinde, sagte der Pensionär weiter. Die Ortsvereinsversammlungen der SPD seien früher immer öffentlich gewesen. Eine Partei, die demokratisch sei, müsse dann auch aushalten können, wenn über Querelen in diesen Versammlungen berichtet werde. Gerade deshalb sei der nicht öffentliche Charakter der letzten Versammlungen auch sehr negativ zu sehen. „Hier ist durch Geheimhalterei viel böses Blut geflossen“, sagte der Ratsherr.
Aus Verpflichtung seinen Wählern gegenüber werde er bis Ende Oktober – dann endet die aktuelle Legislaturperiode – weiter Politik machen, betonte Willigmann. Was ihn außerdem an die Ratsarbeit der SPD binde, sei die Haltung vom SPD-Fraktionsvorsitzenden Wiedorn. „Er war immer hart, aber fair“, beschreibt er den Biener. Dessen Entscheidung, ebenfalls nicht mehr bei der nächsten Kommunalwahl anzutreten, könne er absolut nachvollziehen. „Das ist einfach eine Bosheit, was derzeit abläuft.“